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Gender und Games: Ausgabe der Spiel|Formen

Mit der Ausgabe über Gender und Spiele unseres Journals Spiel|Formen sind wir letzte Woche fertig geworden, indem wir alle Beiträge hoch geladen haben!

Hier die Ausgabe: https://www.gamescoop.uni-siegen.de/spielformen/index.php/journal/issue/view/4

Ich bin besonders froh über diese Ausgabe, weil sie es geschafft hat, eine Gruppe an Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen zusammen zu bringen. Die Ausgabe basiert auf der Tagung Gender und Spielkultur, die 2023 an der Uni Siegen stattfand.

Organisiert hat das ganze Finja Walsdorff, der der Großteil des Ruhms und der Ehre gebührt. Mein eigener Beitrag war dagegen bescheiden: Ich habe ein Panel auf der Tagung moderiert und mich besonders bei der Redaktion der Ausgabe engagiert.

Die Panel-Moderation war für mich heftig, weil ich am Tag vorher auf einem Deichkind-Konzert war… Auf der Tagung gab es diese kleinen Kaffeetassen – um wach zu bleiben, habe ich mir immer zwei Stück in den Pausen befüllt, habe sie mir doppel-faustend zum Platz getragen und vor mir aufgereiht. Ich war in Moderationen sicher schon einmal geistreicher, aber ich glaube es ist ganz gut gelaufen.

Inhaltlich finde ich besonders die Bandbreite spannend: auf der einen Seite des Spektrums haben wir mehrere Beiträge aus der Praxis, die Genderthemen aus der Wirtschaft und dem Journalismus (mit Nina Kiel), aus der Ausstellungspraxis (mit Stefanie Kuschill und Peter Podrez) und, was mich besonders freut, aus Vereinen (E-Sport um genau zu sein, mit Jana Möglich).

Auf der anderen Seite des Spektrums haben wir tiefgehende theoretische Untersuchungen, gerade von Astrid Deuber-Mankowsky und Tobias Unterhuber, die die grundlegende Bedeutung von Spiel und Gender sowie Medien und Gender füreinander herausarbeiten und klar stellen.

Nachher ist mir noch eingefallen, dass wir vergessen haben in der Einleitung auf die Paidia-Ausgabe zum Thema hinzuweisen, die bereits 2014 einmal Bestand aufgenommen hat. Hier finden sich vor allem verschiedene Beiträge zur Darstellung von Gender und Games.

Mit der Ausgabe haben wir einen sehr umfassenden Stand der deutschsprachigen Gender Game Studies in der Hand. Das Thema, das mich aufbauend darauf besonders interessiert ist die Frage nach Männlichkeit. Ich glaube, dass die Frage nach spielender Männlichkeit, Geek- und Nerd-Männlichkeit für die Game Studies, die Forschung zu Popkultur und die Medienwissenschaft allgemein im Moment entscheidend ist. Geek- und Nerdmaskulinität ist im Moment auch gesellschaftlich und politisch wirksam, mit den “angry young men”, die die extreme Rechte instrumentalisiert. Nicht zuletzt sind diese “angry young men” wütend und verletzlich, sodass sich auch psychologische Fragen nach deren individuellen und sozial verursachten Leid stellen.

In der Spiel|Formen-Ausgabe Gender und Spielkultur gibt es erste Ansätze dazu mit den Beiträgen von Aurelia Brandenburg mit ihren Spielemagazinen aus den Achtzigern, in denen Männlichkeit deutlich zur Schau steht – und relativ toxische, die Weiblichkeit weitgehend ausschließt noch dazu; Dazu mit Astrid Deuber-Mankowsky, die die Männlichkeit von Medientheorie herausarbeitet und mit Tobias Unterhuber, der einen Blick auf die männliche Beziehung zum Spiel richtet.

Die Games-Männlichkeit der amerikanischen Jugendkultur hat Carly Kocurek detailliert aufgearbeitet in Coin-Operated Americans: Rebooting Boyhood at the Video Game Arcade von 2015 – ein großartiges Buch, das ebenso wie die Paidia-Ausgabe nicht in der Einleitung der Spiel|Formen auftaucht.

Im Moment lese ich The Privilege of Play von Aaron Trammel, der sich diesem Thema widmet und die Geek-Maskulinität und ihre grundlegend kolonialistische, rassistische und sexistische Struktur herausarbeitet. Er arbeitet das anhand der Geschichte der Geek-Kultur auf, die die bekannte Geschichte der Computerspiele, wie sie etwa Claus Pias vorgestellt hat neu rahmt und in ihrer Sozialität verständlich macht. Auch zu analogen Spielen bietet Trammel einiges, und im Vorwort reflektiert er seine eigene Beziehung zum Thema als schwarzer (ehemaliger) Geek. Ich finde das Buch interessant, unterhaltsam und extrem wichtig, deswegen habe ich es auch in einer Fußnote in der Einleitung der Ausgabe erwähnt. Die Männlichkeit der Game Studies aufzuarbeiten ist bis jetzt noch eine offene Aufgabe.

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